Samstag, 18. Mai 2013

Weinregionen und Rebsorten (3): Spanien, Portugal, Griechenland und weitere Regionen

Viva España! Im dritten Teil wollen wir uns mit den spanischen Weinen beschäftigen. Der Wonnemonat Mai ist übrigens auch Themenmonat für die spanische Cocina. Und obwohl Portugal nicht exakt Mittelmeerregion ist, so will ich doch ein Wort über Portwein und Madeira verlieren. Schließlich widmen wir uns in diesem letzten Teil Griechenland, der Wiege des Weins, und weiteren mediterranen Anbaugebieten.

Spanien


Gerade habe ich eine Reportage über Oliven gesehen und erfahren, dass Spanien der größte Produzent von Olivenöl der Welt ist. 300 Millionen (!) Olivenbäume stehen dort. Aber das Image des flüssigen Goldes aus Spanien ist viel schlechter als etwa das aus Italien. Mit dem Wein war es ähnlich. Doch das hat sich geändert. Junge, leichte und wunderbar süffige Rotweine gehören heute genau so dazu, wie die seriösen, würzig-warmen Tropfen. Auch Weißweine können sich schmecken lassen. Einzig die Riojas sind ihrer Tradition treu geblieben. Und das ist gut so. Gleich erfahrt ihr, warum das so ist.

Rioja

Die traditionsreichste Weinregion in Spanien und eine der bedeutendsten in Europa bleibt sich treu und stellt Rotweine mit dem Geschmack des alten Spaniens her: Ein reifer Charakter von Vanille und Erdbeeren ist hier typisch. Auch viele "junge" Weine sind hinzugekommen.

Rebsorten: Tempranillo und Garnacha

Fast zwei Drittel der Rioja Weine enthalten Tempranillo. Die traditionellen Riojas sind zum einen reinsortige Tempranillo-Weine oder haben einen Tempranillo-Anteil von weit über 50% . Roter Rioja ist zum Großteil ein Verschnitt aus Tempranillo und Garnacha. Die Farbe des Weins ist tiefrot. Er zeichnet sich durch einen fruchtigen, warmen und würzigen Charakter aus. Lange lagerfähig

Rebsorten: Viura und Malvasia

Diese weißen Rebsorten werden zu weniger als 20% angebaut und in Rioja für früh trinkbare, frische Weißweine mit niedrigem Alkoholgehalt verwendet.

Nordostspanien

Navarra galt lange Zeit als armer nördlicher Nachbar von Rioja. Heute ist diese Gegend eine experimentelle Spielwiese. Die Weine der besten Bodegas (Weinkellereien) können sich mit Spitzenweinen aus dem Rioja durchaus messen - und zwar bei Preisen die oft nur halb so hoch sind. All die Sorten, mit denen dort verschnitten und ausprobiert wird, will ich hier gar nicht erst aufzählen. Auf der katalonischen Seite am Mittelmeer - südlich von Barcelona - sind die Regionen Penedès und Priorat aufstrebende Weinregionen. Im Priorat werden einzeln von Hand gelesene Trauben zu Spitzenweinen verarbeitet, die sich ein Normalsterblicher kaum leisten kann.

Rebsorten: Garnacha und Tempranillo

Garnacha ist die vierthäufigste angebaute Rebsorte der Welt und war in Navarra einst vorherrschend. Aus ihr wurden einfache Rosado-Weine gemacht. Mit der Qualitätsoffensive ist der Bestand heute auf 45% zurückgegangen. Jedoch werden nun auch sortenreine Weine aus Garnacha gemacht und das Interesse wächst wieder. Der Anteil von Tempranillo ist mit der Qualitätsoffensive umgekehrt stark angestiegen. Zudem werden Cabernet Savignion und Merlot mit Tempranillo verschnitten. Garnacha Trauben sind arm an Tanninen und Farbe, liefern fruchtige Weine und werden auch als Roséwein gekeltert. 20% der Navarra-Weine sind heute Roséweine.

Rebsorten: Parellada, Macabeo (in Rioja Viura) und Xarel-lo

Dies sind die wichtigsten Rebsorten in Katalonien. Diese weißen Trauben reifen spät und erreichen einen niedrigen Alkoholgehalt. Aus ihnen werden leichte Weißweine und Verschnittweine mit international bekannten Rebsorten gemacht.
Macabeo zählt in dieser Dreierkombi als die wichtigste Rebsorte für den spanischen Schaumwein Cava. Dieses Produkt ist eine der bekanntesten Spezialitäten Kataloniens mit einer fülligen, aromatischen Blume. Selbst ein Cava ohne Zuckergehalt (Brut nature) ist nicht sauer, sondern leicht und spritzig. Bei uns ist Freixenet wohl der bekannteste Abfüller von Cava Schaumweinen. Wie beim Champagner gibt es unterschiedliche Sorten:
Von trocken bis süß: Brut nature, Extra Brut, Brut, Extra Dry, Dry, Semi Dry und Sweet.
Reserva = 18 Monate gereift, Gran Reserva = 30 Monate gereift

Nordwestspanien

Die meisten Weingebiete liegen am Fluss Duero. Von üppig-runden Rotweinen bis leicht-bukettreichen Weißweinen entstehen hier Weine der Extreme dessen, was Spanien zu bieten hat.

Rebsorte: Tempranillo

In Eiche gelagerte und nach schwarzen Johannisbeeren sowie Vanille und Gewürzen schmeckende Rotweine, die einige Zeit der Reife brauchen, damit ihre Tannine runder werden. Diese oft reinen Tempranillos sind von sehr guter Qualität zu einem hohen Preis.

Rebsorte: Verdejo

Rueda ist Spaniens führende Weißweinregion.Verdejo hat als Hauptsorte in Rueda grünlich-pikante Aromen mit guter Qualität zu einem günstigen Preis. Der Geschmack erinnert an Sauvignon Blanc.

Rebsorte: Albarino

Die Region Rías Baixas nahe dem Atlantic keltert aromatische, nach Aprikosen duftende Weißweine aus Albarino-Trauben. Teuer.

Südwestspanien

Die Region Jerez y Manzanilla liegt im äußersten Südwesten Spaniens, in Andalusien nahe der Stadt Sevilla. Sie ist die Heimat einer der großen Likörweine der Welt: Sherry.

Sherry (Rebsorten: Palomino, Moscatel und Pedro Ximénez)

Durch das Solera-Herstellungsverfahren (Verschnitt verschiedener Jahrgänge durch Umfüllung in Fässer unterschiedlicher Reife) entwickelt der Sherry ein typisch nußartiges Aroma. Die Palomino-Traube ist zunächst Grundlage für einen trockenen, langweiligen Weißwein. Dieser Wein wird mit Branntwein zu einem Alkoholgehalt bis zu 20% aufgespritet. Vor der Füllung werden zum Süßen die Rebsorten Moscatel und Pedro Ximénez hinzugegeben.

Folgende Handelsbezeichnungen für Sherry gibt es:
  • Fino, Manzanilla - trockene, hellgelbe Sherrys. Ideal als Aperitif oder zu Tapas
  • Amontillado, Oloroso - Dunkler und kräftiger als ein Fino. Geeignet im Winter, wenn es für Fino zu kalt ist.
  • Pedro Ximénez - Süßer, intensiv traubiger, fast schwarzer Sherry. Zum Dessert oder über das Eis.

Portugal


Obwohl nicht direkt am Mittelmeer gelegen, möchte ich kurz auf die berühmten aufgespriteten Weine Port und Madeira eingehen und den charakteristischsten Wein der Portugiesen vorstellen, den Vinho Verde.

Vinho Verde (Rebsorten: Alvarinho, Avesso, Azal Branco und Treixadura)

Hoch im Nordwesten Portugals zwischen den Flüssen Douro und Minho wird der "grüne Wein" produziert. Der Vinho Verde, Name des Weins und auch Name der Region, wird sowohl als Rotwein wie auch als Weißwein und Rose hergestellt. Exportiert wird vor allem der völlig trockene, spritzige Weißwein mit einem scharfen Aprikosen-Lorbeer-Aroma.

Portwein

Über 80 Rebsorten sind in der Region Douro im Norden zu finden, von denen rund die Hälfte für die Herstellung des berühmten roten Portweins zugelassen sind. Diese will ich hier nicht alle aufzählen. Portwein ist süß und nussig. Ein Jahrgangs-Portwein (Vintage Port) ist voll von schwarzen Früchten, Pfeffer und Gewürzen. Diese Weine sollten bis zu 15 Jahre in der Flasche reifen. Von den jahrgangslosen Ports ist der Tawny die beste Wahl. Er kann bei langer Reifung fast schon ein Likör werden. 10 Jahre sollte er mindestens reifen. Auf das Rückenedikett achten: Steht dort "Ruby", so ist es der einfachste und jüngste Port.

Madeira (Hauptrebsorten: Sercial, Gouveio, Bual, Malmsey)

Madeira stammt aus dem Süden der gleichnamigen Atlantikinsel. Er ist mit Weinbrand aufgespritet und kommt auf einen Alkoholgehalt je nach Sorte zwischen 17 und 22%.  Geschmacklich liegt der typische Madeira zwischen Sercial (säurebetont und trocken) und Bual (halbsüß). Die Aromen sind sehr fruchtiger Natur gemeinsam mit Honig, Kaffee und Schokolade.


Griechenland


Der Weinbau in Griechenland hat eine lange, bis in die Antike zurückreichende Tradition. Griechische Winzer bauen in den letzten 20 Jahren hauptsächlich trockene Weine an. Die Vielfalt der Böden und die große Anzahl einheimischer Rebsorten machen den Weinbau profitabel. Hier einige wichtige Rebsorten der Griechen:

Rebsorte: Savatiano

Retsina ist ein weißer, trockener Tafelwein aus dem südlichen Mittelgriechenland in der Nähe von Athen. Dieser Wein wird mit Harz versetzt. Hauptrebsorte ist Savatiano.

Rebsorte: Roditis

Zweithäufigst angebaute weiße Rebsorte in Griechenland. Sie wird oft mit Savationo zu Retsina verschnitten. Ist ebenfalls in Athos, einem trockenen, leichten Weißwein mit fruchtigem Aroma oder in Imiglikos, einem leicht süßlichen Weißwein enthalten. Aus dem nordostgriechischen Anbaugebiet dieser Rebsorte stammt auch der weltweit bekannte Retsina Malamatina.

Rebsorte: Mavro Naoussis (Xinomavro)

Eine alte rote Rebsorte mit tiefroter Farbe und hohem Säuregehalt aus Nausa, Nordgriechenland. Kann dadurch lange reifen. Ergibt einen leichten, trockenen, rauchigen Rotwein. Wird auch mit weniger säurehaltigen Rebsorten verschnitten.

Rebsorte: Agiorgitiko

Der gleichnamige Rotwein aus Nemea in Peleponnes ergibt einen trockenen, kräftigen, beerenfruchtigem Geschmack. Auch der liebliche rote Imiglikos wird aus dieser Rebsorte gekeltert.


Östliches und südliches Mittelmeer


Der Libanon und Israel machen gute Weine aus internationalen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon und Chardonnay. Zypern spielt bei der Qualitätsweinproduktion bisher keine bedeutende Rolle.
In Marokko, Tunesien und Algerien gibt es große Rebflächen, doch der Markt in Nordafrika war auf den französischen Bedarf an billigem Rotwein ausgerichtet. Heute hat dieser Markt kaum noch Bedeutung. Mit dem Umbruch in diesen Ländern mag sich das wieder ändern.


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